Überblick über Programm und Team
Nachdem wir schon einige Einblicke in unsere entstehende Trainerausbildung gegeben haben, ist es nun an der Zeit, das Projekt einmal in aller Kürze vorzustellen. Immerhin fragen sich viele von euch bestimmt: Was genau ist die Trainerausbildung des DDHF? Was bringt mir als Historischem/-r Fechter/-in das Ganze? Wer ist dafür verantwortlich und welche Kompetenzen haben diese Leute überhaupt?
Unser Fechttraining kann schöner werden
Schon bei seiner Gründung wollte der DDHF mit seiner Abteilung Bildung ein Angebot für die vielen Historischen Fechter/-innen schaffen, die de facto bereits Training leiten, ihr Wissen aber gern noch vertiefen würden. In der Regel herrscht Einigkeit darüber, was einen guten Übungsleiter oder eine gute Übungsleiterin ausmacht, aber welche einzelnen Kompetenzen damit verbunden sind, ist gar nicht so einfach aufzuschlüsseln. Hinzu kommt, dass viele Trainer/-innen, die in ihre Position hineingewachsen sind, vermutlich überwiegend intuitiv unterrichten oder sich auf das stützen, was sie hier und da an kampfkünstlerischen und sportpädagogischen Kenntnissen erworben haben. Aber selbst wenn das Vereins- oder Schultraining dadurch schon an Qualität gewinnt – weitergeben lässt sich implizites Wissen nur schwierig. Einzelne Vereine der deutschen HF-Szene haben sich bereits um Trainerausbildungen bemüht; der DDHF will nun ein Angebot für alle Vereine im Bundesgebiet schaffen.
Was wir bisher erarbeitet haben und seit ein paar Wochen testen, ist eine Ausbildung, die sich an der Stufe einer C-Lizenz im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) orientiert (ganz kurz zur Terminologie: ein/-e Übungsleiter/-in ist hier sportartübergreifend tätig, ein/-e Trainer/in sportartspezifisch, egal ob für Breiten- oder Leistungssport; trotz aller Vielfalt würde das Historische Fechten im DOSB wohl als eine einzige Sportart zählen). Zwar sind wir noch weit davon entfernt, in den DOSB aufgenommen zu werden, aber in Bezug auf Inhalte und Umfang schien uns das System sinnvoll. An acht Wochenenden, so der Plan, wollen wir etwa 120 Lerneinheiten vermitteln, wobei Vor- und Nachbereitung auch dazugerechnet werden.
Die Ausbildung setzt sich aus den verschiedenen Unterrichtsfächern Kultur/Geschichte, Quellenkunde, Ausbildungslehre, Trainingslehre, Physiologie und Recht zusammen. Sie beinhaltet daher das „Pflichtprogramm“, das auch beim DOSB von Übungsleiter/-innen und Trainer/-innen aller Sportarten zu absolvieren ist und das durch weiterführende sportartspezifische Ausbildung vertieft wird. In den Fächern Anatomie und Trainingslehre wird z. B. erklärt, wie Muskeln und Gelenke funktionieren und welche Arten sportlicher Übungen es gibt. Im Fach Ausbildungslehre wird gezeigt, wie man Unterrichte und Trainings sinnvoll aufbaut und welche Kompetenzen und Pflichten ein/-e Ausbilder/-in hat. Auch um Verletzungen beim Sport wird es gehen sowie um Fragen des Rechts und des Versicherungsschutzes.
Wir sind nicht die Flachparaden-Polizei
In Bezug auf sportartspezifische Ausbildung haben wir uns zum Ziel gesetzt, möglichst die ganze Bandbreite des Historischen Fechtens aufzuzeigen – salopp gesagt: Wir behandeln nicht nur das lange Schwert. Daher wird z. B. der gesellschaftshistorische Kontext der Kampfkünste vom Mittelalter bis in die Neuzeit skizziert, wir zeigen, wie man ein Fechtbuch entschlüsselt und vom Text zur praktischen Bewegung gelangt und wie das dann in der Sporthalle konkret unterrichtet werden kann. Außerdem reflektieren wir über unser Hobby und fragen uns, was wir als Historische Fechter/-innen überhaupt tun. Der Abteilung Bildung des DDHFs war wichtig, dass wir nicht autoritär konkrete Technikinterpretationen vorgeben, sondern den Lehrgangsteilnehmer/-innen die Werkzeuge an die Hand geben, um sich solche Interpretationen selbst zu erarbeiten, sie zu begründen und dann zu unterrichten. Profitrainer/-in wird man davon natürlich nicht; ein/-e C-Trainer/-in arbeitet „auf der unteren Ebene“, wie es die Richtlinien des DOSB formulieren. In der Praxis der meisten anderen Sportarten bedeutet das, dass er/sie das Anfänger- und evtl. noch Fortgeschrittenentraining leitet und auswertet.
Es ist noch kein Fechtmeister vom Himmel gefallen
Keiner der Verantwortlichen für die Trainerausbildung maßt sich an, ein/-e Meister/-in der historischen Kampfkünste zu sein. Dennoch sind wir überzeugt, in unseren jeweiligen Fachgebieten genügend Kompetenzen vorweisen zu können. Zur Kerntruppe gehören – in alphabetischer Reihenfolge – Paul Becker, der als studierter Historiker, (militärischer) C-Übungsleiter und militärischer Ausbilder (für andere Ausbilder) große Teile der Trainerausbildung konzipiert hat und unterrichten wird. Cornelius Berthold ist C-Trainer im Sportfechten und wird neben Unterrichtsmethoden auch kleinere andere Themen vorstellen und wissenschaftlich beleuchten. Sonja Heer, unsere Präsidentin, besitzt neben einer Ausbildung zum Sportassistent für Fechten die C-Lizenz für „Fitness und Gesundheit“ und widmet sich vor allem der Frage, wie der menschliche Körper sinnvoll trainiert werden kann. Roman Schwiertz bereichert die Ausbildung nicht nur durch seine Erfahrung als C-Trainer für Judo und C-Übungsleiter, sondern vor allem durch seine Kompetenzen aus dem Medizinstudium. Daneben bauen wir auf Thore Wilkens‘ Expertise als studierter Germanist für das Interpretieren der Fechtbücher und sind auch Jan Schäfer zu Dank verpflichtet, der sein Wissen über das Fechten der Neuzeit zur Verfügung gestellt hat.
Wir hoffen, damit die grundlegenden Fragen beantwortet zu haben. Es ist noch nicht klar, wie hoch der Unkostenbeitrag für die Lehrgangsteilnehmenden ausfallen wird – denn immerhin soll das Unternehmen für den Verband kein Verlustgeschäft werden – aber horrende Preise werden euch nicht erwarten. Über die Fortschritte werden wir regelmäßig berichten, also haltet die Augen offen!
Weiterführende Links:
Broschüre des DOSB zu Ausbildungsgängen
Rahmenrichtlinien des DOSB zu Ausbildungsgängen