Drills im Fechttraining
Für die DDHF Trainerausbildung läuft die Erstellung der Lehrinhalte auf Hochtouren. Der Verein Schwertfechten Nordhessen hat der AG Bildung dafür ein paar der internen Lehrmaterialien zur Verfügung gestellt, die mit dem Fachwissen unserer Verbandsengagierten ergänzt werden. Als kleiner Vorgeschmack auf die Ausbildung teilen wir hier einen Auszug aus dem Script zum Thema Drilltraining.
Zum Begriff “Drill”
Der Drill: harte Ausbildung, scharfes Exerzieren (aus: Deutsche Rechtschreibung 1999); von mittelhochdeutsch “drillen”: drehen, abrunden
Der Begriff “Drill” kommt ursprünglich aus dem Militär und steht für eine festgelegte Bewegungsabfolge, meist im Zusammenhang mit dem Gebrauch einer Waffe, die durch Wiederholung eingeübt wird. Nach erfolgreichem Training können die Soldaten die Bewegungsfolgen auf dem Schlachtfeld leichter abrufen und zuverlässiger ausführen. Beispiele dafür kann man unter anderem dem Buch “Kurtze iedoch deutliche Beschreibung Des Pique-Spielens/ wie auch Des Trillens auf der Pique” (1660) von dem fürstlichen Magdeburger Pagen=Hoffmeister Johann Georg Paschen entnehmen.
Bis heute sind Drills beim Militär fester Bestandteil in Ausbildung und Training. So wird der Gebrauch von Waffen drillmäßg geübt, auf Tempo gebracht und perfektioniert, aber auch für diverse andere Abläufe, wie z. B. gebotenes Verhalten in Notsituationen, nutzt man Drills.
In der Pädagogik ist der Begriff eher negativ besetzt und wird mit Leistungsdruck, unnötiger Härte und starrer Disziplin in Verbindung gebracht – Erziehungselementen, die sich mit liebevoller Erziehung und Respekt gegenüber der Individualität und Kreativität des Kindes schwer vereinbaren lassen.
Da es kein Kriterium gibt, mit dessen Hilfe man das Wort “Drill” von Begriffen wie “Training” oder “Üben” unterscheiden könnte, wird der Begriff “Drill” im wissenschaftlichen Sprachgebrauch kaum verwendet.
Der Drill im sportlichen Training
In den sportlichen Alltag hat der Begriff dennoch Einzug gefunden und wird dort neutral für das Üben von Abläufen und Bewegungsfolgen durch Wiederholung verwendet. Drills werden in Mannschaftssportarten wie Volleyball oder Basketball eingesetzt um Spielzüge zu üben, die dann im Spiel schnell und präzise ausgeführt werden können, ohne dass die Spieler sich gesondert verständigen oder über ihre Bewegungen nachdenken müssen.
Im Kampfsport und in der Kampfkunst findet Drilltraining in Form von Solodrills und Partnerdrills statt. Zweck eines Drilltrainings ist oft das Eintrainieren von Automatismen, Drills werden aber auch zum Aufwärmen eingesetzt oder um koordinative Fähigkeiten zu trainieren (z. B. können Solodrills helfen, bei Fall- und Rollbewegungen in Grapplingsportarten die Orientierung zu behalten).
Wer einen Blick in die Fechtbücher wirft, findet dort zahlreiche Beschreibungen von Bewegungsabfolgen. Die Quellen zum Montante bestehen so gesehen aus Vorlagen für Solodrills, viele Bücher zum Langen Schwert zeigen Technikabfolgen mit Angriffen und Brüchen, mögliche Vorlagen für Partnerdrills. Und das sind nur zwei Beispiele. Es liegt nahe Drilltrainings in das Fechttraining einfließen zu lassen.
Allerdings kann sich ein Drilltraining auch nachteilig auswirken, nicht nur weil sich irgendwo auf dem Weg zwischen Transkription und Interpretation einer Technik Fehler eingeschlichen haben. Vorsicht ist geboten, wenn die Aufmerksamkeit nachlässt und Bewegungen unsauber werden: Abgesehen von eventuellen Verletzungsgefahren für die Ausführenden kann man sich über ein Drilltraining auch Fehler antrainieren. Sind Fehler erst einmal verinnerlicht, ist es schwer sie wieder loszuwerden.
Sonja Heer (DDHF, Historisches Schwertfechten Nordhessen) ist Trainerin für Fitness und Gesundheit, Vorsitzende des DDHF und wirkt derzeit bei der Erstellung der Trainerausbildung des DDHF mit. Mitgewirkt haben bei der Erstellung des Texts Jan Gosewinkel (Historisches Schwertfechten Nordhessen) und Olaf Krüger (PSV Cottbus ‘90).